Quasi aus dem Nichts wurde kurz vor der E3 im Juni ein neues Fallout angekündigt. Eigentlich viel zu früh für einen Nachfolger zu Fallout 4, welches 2015 erschien. Aus diesem Grund ist Fallout 76 auch kein Nachfolger, sondern ein Spin-Off. Schon seit Jahren wünschen sich Fans ein Fallout mit Multiplayer. Nun wurde der Wunsch erhört, doch funktioniert dieses Konzept und wurde es gut umgesetzt? Spoiler: Jein!

25 Jahre nach den Bomben. Der Wiederaufbau gewinnt!

Zeitlich spielt Fallout 76 vor allen anderen Spielen. Nur 25 Jahre nachdem die Atombomben die Erde zerstört haben, also im Jahr 2102, ist man im Vault 76 und hat am Rückeroberungstag die Aufgabe raus aus dem Vault in West Virginia eine neue Gesellschaft aufzubauen. In der „richtigen“ Welt angekommen, hat sich alles verändert…

Anders als in vorherigen Teilen gibt es keine menschlichen NPCs mehr. Jede Aufgabe wird über Terminals, Holobänder oder Roboter erzählt. Natürlich muss man Fan von dieser Art und Weise sein, doch wenn man sich drauf einlässt, kann man auch im Multiplayer eine relativ solide Geschichte erleben. Natürlich verliert man viel an Persönlichkeit und Stil, wenn man entweder Roboter hört oder eben nur lesen kann, aber an sich wird auch hier eine mehr oder weniger solide Story geboten, wobei dies in diesem Teil wohl nicht mehr als außerordentliche Stärke angepriesen werden kann.

Trotz Multiplayer noch typisch Fallout.

Wer sich einen Trailer oder Gameplay zu Fallout 76 anschaut, wird schnell die Ähnlichkeit zu Fallout 4 bemerken. Böse Zungen würden behaupten, dass hier ein Addon zu einem vollständigen Spiel umgebaut wurde, doch das war vielleicht nur am Anfang der Plan. Man merkt definitiv, dass Fallout 4 einiges an Inspiration und Assets gespendet hat und doch fühlt sich Fallout 76 größtenteils anders an.

Die Spielwelt

Appalachia ist viermal so groß wie die Map aus Fallout 4 und auch bei dieser Größe hat Bethesda erneut bewiesen, dass sie einfach super schöne und immersive Welten erstellen können. Zwar lässt Appalachia an vielen Stellen an Fallout 4 erinnern, aber die Landschaften, Städte und Monumente sind in typischer Bethesda-Manier sehr toll gestaltet und machen einfach Spaß erkundet zu werden. Bei dieser Größe ist auch eine gewisse Abwechslung wichtig, doch auch hier kann Fallout 76 überzeugen. Die Karte hat viele verschiedene Gebiete, welche sich auch allesamt untereinander unterscheiden und sich wirklich anders anfühlen!

Die Missionen

Auch die Missionen sind relativ nah an dem, was die Serie vorher ausgemacht hat. Der große Unterschied? Wie vorher schon erwähnt, gibt es keine menschlichen NPCs mehr und alle Missionen werden über Notizen, Holobänder, Roboter oder Terminals erzählt. Der Inhalt davon hat sich hingegen nicht groß geändert. Oft untersucht man bestimmte Themen und muss dafür reisen, töten und analysieren. 

Auch gibt es mehrere Fraktionen, wo man sich unter Beweis stellen muss und eine „Ausbildung“ absolvieren muss. So kann man der Feuerwehr oder den Soldaten beitreten.

Auch gibt es nun tägliche Aufgaben. Dies gab es vorher mehr oder weniger auch, nur wurde dies jetzt präzisiert und unter einer neuen Kategorie zusammengefasst. Hier gibt es verschiedene Aufgaben, die man täglich absolvieren kann.

Das Camp

Eine der großen Neuerungen ist das Camp. Vorher konnte man nur in bestimmten Siedlungen eine eigene Basis bauen. Dies geht natürlich immer noch, wobei man diese einnehmen muss, was auch bedeuten kann, dass man einen Kampf gegen einen anderen Spieler gewinnen muss.

Zusätzlich kann man aber auch ein Camp aufbauen. Dies ist ein kleines Gerät, was den Basenbau quasi überall ermöglicht. Einmal eine Basis gebaut, kann man diese natürlich auch umziehen lassen und an einem neuen Ort aufbauen.

Das Gunplay

Das Gunplay ist in Fallout 76 etwas präziser geworden. Die Waffen sind zum größten Teil gleich, wobei es natürlich auch neue Waffen- und Varianten gibt. 

Persönliche Anmerkung: Früher habe ich Fallout ausschließlich in der First Person Ansicht gespielt. Fallout 76 hat mir gezeigt, dass der Third Person Modus zum Teil deutlich präziser sein kann.

Survival

Erstmals muss man auch essen und trinken, nicht nur um die Gesundheit zu steigern, sondern auch um zu überleben. Verdurstet oder verhungert man, so werden die Aktionspunkte eingeschränkt, sodass man Vats weniger bis gar nicht verwenden kann und natürlich wird auch das Sprinten eingeschränkt.

Lebensmittel sollten gekocht werden, da rohes Fleisch oder schmutziges Wasser Krankheiten enthalten kann, wodurch man zum Teil relativ starke Krankheiten, wie z.B. ein stetiger Wasserverlust, entwickeln kann. Auch zu viel Strahlung kann dieses mal Auswirkungen haben. Zum ersten mal kann man an Mutationen leiden, welche zum Teil sogar permanent sind. Sowohl optisch als auch körperlich kann sich der Charakter verändern! Die einzige Möglichkeit dies eventuell wieder rückgängig zu machen ist Radaway, wobei das auch keine Garantie ist.

S.P.E.C.I.A.L.

Das Special-System kommt etwas anders daher. Man startet nun überall mit einem Standardwert und bekommt einen Specialpunkt beim Levelaufstieg. Gelegentlich kann man auch Kartenpacks öffnen, welche dann bestimmte Fähigkeiten beinhalten (Die Kartenpacks gibt es nicht zu kaufen, auch wenn die Manier des Öffnens dieser an Mikrotransaktionen erinnert). Diese Karten kann man dann je nach Wert den Attributen zuordnen und bei Dopplung auch aufleveln.

Insgesamt ist das Gameplay zu großen Teilen gleich geblieben, aber hat genau das, was die Fans wollten ausgebaut. Der Basenbau wurde stark erweitert und auch die Spielwelt kann aufs neue überzeugen. Die Strahlung und das Essen hat nun zum Teil weitreichende Folgen und auch das Special-System wurde überarbeitet. Bei den Missionen muss wohl jeder selbst wissen, ob er mit dieser Form zurechtkommt und Spaß haben kann. 

Freund, Feind oder beides?

Die wohl größte Neuerung in Fallout 76 ist der Multiplayer. Man kann nun mit insgesamt 24 Spielern das Ödland erkunden und Monster töten. Alleine oder im Team kann man so Aufgaben lösen, Gebiete erobern, Camps bauen oder auch andere Spieler angreifen. Damit der letzte Punkt nicht die Überhand gewinnt, wurden verschiedene Techniken eingesetzt, damit man trotzdem Spaß haben kann. Sollte man also mal abgeschossen werden, verliert man ein paar Kronkorken, und den gesammelten Schrott. Andersherum bekommt man natürlich ein paar Caps und kann den Schrott einsammeln. Beim Spawnen danach kann man sich aussuchen, ob man den Angriff ignoriert oder ob man Rache nehmen möchte. Beim Ignorieren kann der Gegenspieler einem nicht mehr schaden und man kann in Ruhe weiter erkunden. Als Rache wird man sofort in der Nähe gespawnt und ist dem Gegner sofort feindlich gesinnt.

Hat man ein paar Spieler (>2) getötet, wird man gesucht. Dann sieht man die anderen Spieler nicht mehr auf der Karte, aber man selber wird besonders markiert. Dieser Status überträgt sich auch auf nächste Server, sodass man nicht einfach das Spiel verlassen kann und danach keine Konsequenzen erlebt.

Insgesamt funktioniert der „PvP-Modus“ ziemlich gut und hat beim Testen auch viel Spaß gemacht. Andere Online-Funktionen, wie z.B. das Erstellen eines Teams hat bei mir kein einziges Mal funktioniert…

Mikrotransaktionen

In Fallout 76 gibt es nun erstmals auch Mikrotransaktionen. Im Atomshop kann man sich dann ausschließlich optische Anpassungen kaufen. Atome kann man entweder im PlayStation Store kaufen oder bei Herausforderungen verdienen.

Technisch definitiv nicht im Jahre 2018 angekommen…

Schon Fallout 4 sah Ende 2015 nicht extrem modern aus und Fallout 76 sieht nur ein wenig besser aus. Gerade Spiele, wie Spider-Man oder Red Dead Redemption 2 zeigen, was auf der PS4 möglich ist und trotzdem kommt Fallout nicht mal annähernd daran. Dazu kommen noch einige Performanceprobleme, wobei diese nach dem letzten Update schon besser geworden sind. Bugs gibt es natürlich auch zahlreich, doch hier muss man anmerken, dass Bethesda dies schon vor Release eingeräumt hat und es also zu erwarten war. Soundtechnisch hingegen bekommt man hier wie gewohnt einen tollen Soundtrack und auch sonst eine solide Geräuschskulisse geboten.

Auch die Server spielen sehr gut mit, sodass ich nur einmal beim Testen vom Server getrennt wurde. Der Fortschritt bis dahin ist übrigens komplett gespeichert worden, sodass nichts verloren ging.


Vielen Dank an Bethesda für das Rezensionsexemplar.

Fallout 76
FAZIT
Fallout 76 ist ein schwieriges Thema. Technisch ist noch einiges zu tun und auch sonst bietet es nicht allzu viel neues. Im Gegensatz dazu macht das Gameplay nach wie vor Spaß und besonders die Spielwelt kann wieder vollends überzeugen. Auch der Multiplayer funktioniert ziemlich gut, wobei es schade ist, dass in Folge dessen keine menschlichen NPCs mehr anzutreffen sind. Ich als Fallout Fan habe auch hier wieder viel Spaß und auch viel Spielzeit. Leute, die bisher nichts mit dem Universum anfangen konnten, werden wohl auch mit Fallout 76 keinen guten Start erwischen. Der Knackpunkt ist momentan aber eindeutig die Technik. Es kann einfach nicht sein, dass ein Spiel mit einer moderaten Optik zum Teil so schlecht läuft… Insgesamt kann man wohl sagen, dass man wohl eher auf einen Sale oder Updates warten sollte.
Positives
tolle Spielwelt
viel Inhalt
typisches Fallout-Feeling
Negatives
starke technische Probleme
nicht allzu viele Neuerungen
70

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